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Der zweite Termin des Kurses “Einfach Bienen halten“ mit über 100 Teilnehmern stand ganz unter dem Eindruck des diesjährigen Frühjahrswetters. Vorgesehen war die Demonstration der Honigraumgabe, der Einsatz des Drohnenrahmens zur Reduzierung der Schwarmlust und der Varroa-Milben und die Schwarmkontrolle.

Leider hatte die Natur diese Pläne mit der längsten Kälteperiode seit Jahrzehnten durchkreuzt. Sie verhinderte an den meisten Tagen den Ausflug der Bienen und das Sammeln von Pollen. Wie Dr. Pia Aumeier anhand phänologischer Karten demonstrierte verspätet sich auch die Blüte der Salweide, ein wichtiger Pollenspender, 2013 für weite Teile Westfalens um ca. 4 Wochen gegenüber den Vorjahren. Pollen ist jedoch als Eiweiß die entscheidende Nahrung bei der Fütterung der Brut. Die Bienen erzeugen aus Pollen und Nektar einen Futtersaft, den sie so reichlich in die Zellen mit den jungen Larven geben, dass diese darin schwimmen. Ein Bienenvolk verbraucht dabei 30 bis 50 kg Pollen im Jahr. Im Gegensatz zum Nektar speichern Bienen nur sehr geringe Mengen Pollen als Vorrat in den Waben. Er ist daher ein begrenzender Faktor bei der Entwicklung der Bienenvölker und muss während der ganzen Brutperiode vom Frühjahr bis Herbst „frisch“ in Form von Pollen spendenden Blühpflanzen zur Verfügung stehen.

Da die Völker in diesem Jahr bisher ihren Bedarf in vielen Fällen nicht decken konnten, treten sie in der Entwicklung auf der Stelle. Die Königin legt zwar seit der Jahreswende täglich Eier, die Arbeiterinnen haben jedoch keine Möglichkeit diese mit Futtersaft zu versorgen und reagieren ganz pragmatisch: Sie fressen die Eier auf und recyclen damit etwas von der Energie, die in die Produktion gesteckt wurde. Dieses Bild boten auch die Völkern in Emsdetten den Teilnehmern. Es wurden viele frische Eier gefunden, aber praktisch keine Brut in älteren Stadien, geschweige denn schlüpfende. Besorgte Fragen der Imker nach den Auswirkungen auf das Überleben der Völker relativierte Dr. Pia Aumeier: „ Die Bienen haben in den vergangenen 20 Millionen Jahren so einiges überlebt. Sie überleben auch längere und kältere Winter wie z.B. 10 Monate Frost im hohen Norden. Entscheidend ist: Das Winterfutter in den Völkern muss bis zur Kirschblüte reichen!“ Wichtigste imkerliche Tätigkeit ist daher zur Zeit die Kontrolle der Futtervorräte und eventuelle Ergänzung durch Umhängen von Futterwaben oder nach füttern. Die ersten Völker sind bereits verhungert weil der Imker zulange mit der Kontrolle gewartet hat. Sobald es wärmer wird und die Vegetation Pollen spendet, beginnt der Wettlauf zwischen Bienen und Blüten. Die Völker werden massenhaft Brut ansetzen und dabei bis zu 1,5 kg Futtervorrat in der Woche verbrauchen. Bevor nach 21 Tagen die ersten Sommer Bienen schlüpfen, werden die Völker jedoch durch Abgang der abgearbeiteten Winterbienen nochmals schrumpfen. Erst dann werden die Völker relativ schnell erstarken: „Sie gehen auf wie ein Hefeteig“ versinnbildlichte ein älterer Imker den Vorgang.

Der Erwartung auf eine gute Honigernte aus der Frühtracht verpasste Dr. Aumeier jedoch einen Dämpfer: „ Das hängt davon ab, wer den Wettlauf in der Entwicklung gewinnt. Wenn jetzt in kurzer Zeit alles blüht, gibt es zwar ein reiches Nektar Angebot aber keine Sammelbienen, die es nutzen könnten.“ Die Folge wäre eine geringe Honigernte. Ihre gute Nachricht:“ Wenn jetzt auf einen warmen November und kalten März ein warmer April folgt, spricht nach den langjährigen Beobachtungen vieles für ein sehr gutes Waldhonig Jahr. Am besten planen sie den Familienurlaub 2013 für den Schwarzwald, Fichtelgebirge oder Bergisches Land und nehmen die Bienen mit. Wenn alles passt, können sie in zwei bis drei Wochen 50 bis 60 kg Waldhonig ernten.“ Dr. Aumeier wies daraufhin, dass sich aktuell wieder zeige, das eine Betreuung der Bienen nach Datum keinen Erfolg bringt. Bienen leben in Einklang mit der Natur, der Imker muss dementsprechend flexibel sein und sich den jahreszeitlichen Gegebenheiten anpassen. Eigentlich geplante Eingriffe müssen daher warten, bis die Natur entsprechend entwickelt ist. Sobald die Salweidenblüte beginnt müssen einzargig überwinterte Völker durch aufsetzen mit einem weiteren Brutraum erweitert werden. Dieser besteht aus Mittelwänden, eventuell aus einem Kern ausgebauter unbebrüteter Waben. Mit dem Einsetzen der Kirschblüte erhalten alle Völker über Absperrgitter den Honigraum. Vorher werden aus dem Brutraum Waben mit überschüssigen Winterfutter entnommen und im oberen Brutraum an vorletzter Stelle zwischen ausgebauten Waben ein leeres Rähmchen als Drohnenrahmen eingehängt. Anfangsstreifen aus Wachs sind nicht erforderlich. Das Drohnenrähmchen dient der Wachsgewinnung, der Dämpfung der Schwarmlust und als Varroa Falle. Es wird so oft wie möglich und unbedingt vor Drohnenschlupf ( spätestens 24 Tage nach einhängen) ausgeschnitten. Der Honigraum enthält Mittelwände, eventuell einen Kern ausgebauter, unbebrüteter Waben. Ebenfalls ab dem Zeitpunkt steht die regelmäßige Schwarmkontrolle und eventuelle Ablegerbildung auf dem Programm. Wie diese am einfachsten geschieht, wird im dritten Kursteil demonstriert.

Als Ersatz für die ausgefallenen Arbeiten an den Völkern demonstrierte die Referentin ihre einfache Methode der Altwaben Verarbeitung. In einer gut organisierten, auf Waben Hygiene ausgerichteten Imkerei fallen jedes Jahr pro Volk bis zu 20 Alt- und Drohnenwaben an, die jeweils ca. 100g Wachs enthalten. Das früher übliche Aufbewahren von bebrüteten Waben über den Winter sollte der Vergangenheit angehören. Diese stehen immer in der Gefahr von den Wachsmotten vernichtet zu werden und fordern einen erhöhten Pflegeaufwand. Außerdem können Brut Krankheiten übertragen werden. Unbebrütete Waben lassen sich dagegen ohne Probleme aufbewahren. Es ist für die Völker außerdem gesünder, möglichst viel Waben zu bauen. Darüber hinaus dämpft es den Schwarmtrieb und auch der Honigertrag leidet nicht. Über das Jahr sollte der Imker anstreben, 50 % der Brutwaben zu erneuern.

Das Wachs lässt sich mittels unterschiedlicher Methoden gewinnen. Pia Aumeier benötigt dafür nur einen zusätzlichen Trichter aus Edelstahl und ein Tapetenablöse-Gerät aus dem Baumarkt als Dampferzeuger.

Auf zwei Kanthölzer kommt ein Plastikeimer(Hobbock) mit etwas Wasser.

 

Als Hülle dienen zwei leere Zargen.

Darauf kommt der Edelstahltrichter.

 

Der Dampferzeuger wird mit Wasser gefüllt und der Schlauch von unten in den Trichter eingeführt.

Auf den Trichter kommen eine Leerzarge und ein Absperrgitter.

Als Abschluss dient eine Folie und ein Beuten-Deckel.

 

Beim ersten Durchgang dauert es etwa eine Dreiviertelstunde, bis alle Waben geschmolzen sind, in der Folge - dank der nun erwärmten Bestandteile - nur noch 20 Minuten. Die Rähmchen werden in warme, Zustand durch Abklopfen oder mit dem Stockmeißel von Trester-Resten befreit.

Im Eimer findet sich das ausgeschmolzene Wachs. Das ausgeschmolzene Wachs wird noch einmal mit Wasser erhitzt, dabei darauf achten, das es nicht überkocht und durch eine Damenstrumpfhose in einen Plastikeimer geschüttet. Am nächsten Tag kann durch Umstürzen der Wachsblock entnommen werden. Die letzten Unreinheiten haben sich an der Unterseite gesammelt und können mit einem Stockmeißel abgekratzt oder mit einem Heißluft-Fön abgeschmolzen werden.

"Wie neu" werden die Rähmchen, wenn sie anschließend mit Ätznatron-Lauge gewaschen werden. Am einfachsten geschieht dies in einer ausgedienten Spülmaschine. Bis zu 35 Rähmchen lassen sich in ihr stapeln. Nach dem das Vorprogramm übersprungen oder abgewartet wurde, wird sie kurz geöffnet und eine Ätznatron Lösung in die Maschine gegeben. Hierbei unbedingt den Anwenderschutz beachten: Lösung im Freien herstellen. Schutzkleidung, Handschuhe und Augenschutz tragen, Wasser zum Abwaschen bereithalten. Die Konzentration der Lösung in der Maschine sollte bei 3,5% liegen. Da die Wassermenge je nach Modell variiert, muss der Imker die benötigte Menge Ätznatron pro Spülgang ermitteln.

Ausgeschmolzene Rähmchen in der Spülmaschine.

Nach dem Waschgang.

 Text: Hubert Reppenhorst