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Im Rahmen der Imkerschulung des KIV Steinfurt vermittelte Frau Dr. Pia Aumeier den wieder in großer Zahl erschienenen Jung-Imkern und „Alten Hasen“ die Grundlagen einer erfolgreichen Überwinterung ohne Verluste. „Nehmen Sie nur ausreichend starke Völker mit gesunden Bienen, jungen Königinnen und entsprechenden Futtervorräten mit in den Winter. Unsere langjährigen Beobachtungen zeigen, dass dann kaum Winterverluste auftreten !“

Je größer die Bienenzahl um so leichter gelingt den Bienen die Überwinterung. Ein Volk sollte im Herbst mindestens 5000 Bienen umfassen. Zur Kontrolle wird früh am Morgen nach einer kühlen Nacht (3-4 Grad) vorsichtig das Volk geöffnet. Die Bienen sollten sich infolge der kühlen Nachttemperaturen schon zu einer Traube zusammengezogen haben. Nun wird die Zahl aller mit Bienen besetzter Wabengassen erfasst, davon werden die 2 äußeren abgezogen, da diese in der Regel nur schwach besetzt sind. Erhält man jetzt als Ergebnis mindestens 5 besetzte Wabengassen, ist das Volk von der Bienenmasse her überwinterungsfähig.

Hier sind genügend Bienen vorhanden.

Die neu gebildeten Jungvölker befinden sich zur Zeit im Gegensatz zu den Altvölkern noch in der Aufwärtsentwicklung und wachsen noch. Bei ihnen ist eine endgültige Beurteilung erst im Oktober möglich.

Völker die diese Stärke nicht erreichen werden mit anderen Völkern durch einfaches über einander setzen vereinigt. Die Auswahl der überlebenden Königin kann den Bienen überlassen oder gezielt vom Imker erfolgen. Alte Königinnen in den Wirtschaftsvölkern können in diesen Monaten gefahrlos durch überzählige junge Königinnen ersetzen werden. Die Alte wird entfernt und die Junge im Zusetzkäfig unter Zuckerteig Verschluss zugesetzt.

Die Bienenmasse in den Völker muss aber auch aus gesunden und langlebigen Winterbienen bestehen. Den größten Einfluss hat darauf die Varroa-Milbe. Diese vermehrt sich als Parasit in der Bienenbrut. Die Folge sind Brutschäden und mit Viren infizierte Bienen, deren Lebensdauer verkürzt ist.

Angesichts der hohen Vermehrungsrate (Verdoppelung der Milbenzahl alle 30 Tage) in Verbindung mit schrumpfender Brut- und Bienenmasse ab Juli ist ein nicht oder unwirksam behandeltes Bienenvolk hochgradig gefährdet. Die kranken Bienen verlassen zum Sterben den Stock und dem Imker bleibt nur eine leere Beute mit einer Handvoll Bienen samt der Königin und dem Futter. Wenn der klägliche Rest nicht auch noch von anderen gesunden, starken Völkern entdeckt und ausgeraubt wird. Diese tragen dann mit dem Futter auch eventuelle Krankheitserreger (z.B. Faulbrut) und Milben in den heimatlichen Bienenstock ein. Kein Wunder, das auch die Besitzer dieser“erfolgreichen“ Bienenvölker auf den so erlangen „Zugewinn“ gerne verzichten würden.

Der Imker sollte sich daher über den Varroa Bestand in seinen Völkern im Spätsommer eine Übersicht verschaffen. Moderne Bienenbeuten bieten dazu mittels der Varroa Schublade ein einfaches Werkzeug: Der Boden der Beute besteht aus einem ganz flächigen, Bienen undurchlässigen Drahtgeflecht unter das von hinten ohne Kontakt mit den Bienen jederzeit eine Schublade geschoben werden kann. In dieser Schublade sammelt sich neben anderen Gemüll ( z.b. Wachskrümmel,Pollen,) auch der natürliche Totenfall der Milben. In den vergangenen Jahrzehnten wurden viele Untersuchungen durchgeführt, inwieweit sich aus dem natürlichen täglichen Milben Toten Fall auf die Zahl der im Volk lebenden Milben hoch rechnen lässt und entsprechende Schwellenwerte ermittelt ab denen der Imker eingreifen muss.

Diese sind nach Jahreszeit und Volkszustand unterschiedlich. Ende Juli war eine umgehende Behandlung bei Wirtschaftsvölkern erst ab einem natürlichen Totenfall von 10 Milben pro Tag nötig. Ab Mitte September sinkt diese Schwelle auf 5 Milben. Bei Ablegern sollte nicht mehr als eine Milbe pro Tag fallen. Optimal wäre es, wenn der natürliche Milbenfall bei allen Völkern auf unter eine Milbe pro Tag gedrückt werden könnte.

Bei der Veranstaltung hatten die Teilnehmer Gelegenheit, den Varroa Befall von 10 Wirtschaftsvölker durch Auswertung der Varroa Schublade zu ermitteln und lernten verschiedene Möglichkeiten kennen, die das Ergebnis eventuell verfälschen:

 

Kontrolle der Schubladen.

 

Zwei Milben

- Die Schublade lange Zeit oder ständig unter dem Volk zu lassen, erhöht zum einen die Menge an Gemüll und erschwert das Erkennen der Milben, zum anderen werden z.b. Ameisen angelockt, die tote Milben zum Fressen gern haben.

Die Schublade sollte deshalb nur für ca. 3 Tage zur Varroa Diagnose eingelegt werden.

- Bei Schubladen ohne Rand können Milben durch den Wind verweht werden.

- Wenn nur teilweise offene oder veraltete Böden mit Bausperren verwendet werden, sinkt ebenfalls die Zahl der Milben auf der Schublade.

- Bis zu 12 Tage nach einer Behandlung ist der natürliche Totenfall erhöht. Erst danach kann eine realistische Einschätzung der Überlebenden Milben erfolgen.

 Zur Bekämpfung der Milbe gibt es inzwischen eine Vielzahl an zugelassenen Mitteln und Anwendungsmöglichkeiten. Leider ist darunter keines, das in allen Fällen einfach und zuverlässig wirkt, einige verursachen darüber hinaus Rückstände in Wachs oder gar im Honig, einige bergen sogar Risiken für den Anwender. Das einzige Mittel, das ohne Rückstands Problematik auch in brütenden Völkern bis zu 95% der Milben bekämpfen kann ist die Ameisensäure (AS), die am Bienen schonendsten mit einem Langzeit Verdunster ins Volk gebracht wird. Für die zur Zeit zugelassene 60 % AS ist nach Ansicht von Frau Dr. Aumeier nur der Nassenheider Professionel geeignet. Der ebenfalls weit verbreitete Liebig Dispenser benötigt 85 % AS. Langzeitverdunster werden entsprechend der Gebrauchsanleitung in einer Leer Zarge über dem Brutnest platziert.

Wichtig ist eine Erfolgskontrolle der Behandlung. Viele Faktoren wie z.B. Volksstärke, Beute, Wabensitz, Umfang und Sitz des Brutnest, das Wetter und insbesondere auch das Kleinklima am Bienenstand beeinflussen die Verdunstungsrate und damit die Wirksamkeit. Beim Liebig Dispenser sollten z.B. bei einem zwei zargigen Volk 100ml nach drei Tagen verdunstet sein. Ist das nicht der Fall, muss umgehend eine weitere Behandlung erfolgen. Ob die Beute nach unten durch die Varroa Schublade verschlossen ist, beeinflusst nach neusten Erkenntnissen die Wirksamkeit nicht. Einen ersten Anhalt auf die Wirksamkeit bietet der unmittelbare Totenfall, eine zuverlässige Einschätzung ist jedoch frühestens nach 12 Tagen über den natürlichen Milbenfall möglich. Die Fluglöcher dürfen während der Behandlung übrigens nicht vergrößert werden: Zum einen erkennen Bienen einander am charakteristischen Stockgeruch, bei AS werden fremde Bienen die zum Räubern kommen von den Wächter Bienen am Eingang nicht erkannt, zum anderen reicht die Zahl der abgeordneten Wächter Bienen für das plötzlich vergrößerte Flugloch nicht aus. Räuber hätten leichtes Spiel.

Als letztes muss der Imker sicherstellen, das die Wirtschaftsvölker und Ableger über genügend Futtervorrat für den Winter verfügen. Ein Wirtschaftsvolk benötigt 16 – 20 kg Futter, ein Ableger kommt mit etwas weniger aus. Diese Menge kann durch Fütterung mit in Wasser gelösten Haushaltszucker oder,einfacher, mit fertigen hochkonzentrierten Sirup aus Rübenzucker oder Weizenstärke erfolgen.

Dr. Aumeier empfahl die Fütterung mit Kunststoff Wannen in einer Leerzarge. Bei entsprechender Größe können die Bienen mit einer Gabe die benötigte Menge erhalten. Die Behälter lassen sich leicht befüllen, reinigen, lagern und sind kostengünstig. Für Ableger, die langsamer eingefüttert werden eignen sich auch gut Futtertaschen aus Kunststoff die anstelle von Waben in die Beute gehängt werden. Wichtig ist immer, in die Futterbehälter eine Schwimmhilfe ( Grass, Korken, Heu, Stroh, Holz etc.) zu geben, damit die Bienen nicht ertrinken.

 

Zur Not reichen als Schwimmhilfe auch Äpfel.

Sobald die ersten Nachtfröste auftreten müssen die Fluglöcher gegen das Eindringen von Nagern geschützt werden. Am zweckmäßigsten hat sich das Anbringen eines über das ganze Flugloch reichenden Mäusegitters aus Metall mit einer maximalen Maschenweite von 7 mm bewährt, dann hat auch die kleine Spitzmaus ein Nachsehen. Bei Fluglochkeilen, die das ganze Flugloch einengen, besteht die Gefahr, das diese durch den normalen Totenfall im Laufe des Winters verstopfen, das Volk im Frühjahr nicht ausfliegen kann und stirbt.

Hat der Imker so für seine Lieblinge gesorgt, kann er getrost dem nächsten Frühjahr entgegen sehen. Nur im Dezember steht noch einmal im Rahmen der Winterpflege ein Besuch bei den Völker an.

Text: Hubert Reppenhorst